
19.05.2025 - Allgemein
Erfahren Sie, warum der Beirat für Familienunternehmen unverzichtbar ist. Der Artikel beleuchtet aktuelle Studienergebnisse, zeigt Schwachstellen auf und gibt praktische Tipps zur Besetzung und Professionalisierung von Beiräten – für eine erfolgreiche Unternehmensführung in Zeiten des Wandels.
In der Governance von Familienunternehmen sind Beiräte inzwischen ein unverzichtbarer Bestandteil. Laut dem Governance Kodex für Familienunternehmen wird die Einrichtung eines Beirats „bei wachsender Unternehmensgröße und zunehmender Komplexität auf Inhaberseite“ empfohlen. Dabei übernimmt er eine beratende und kontrollierende Funktion und hilft den Unternehmen, die Geschwindigkeit der Veränderungen im unternehmerischen Umfeld zu bewältigen.
Eine neue Studie von PwC und INTES unter 550 deutschen Familienunternehmen bestätigt, dass immer mehr Unternehmen dieser Empfehlung folgen: Bereits 78 Prozent der Familienunternehmen haben einen Beirat installiert, und weitere 11 Prozent planen die Einrichtung eines solchen Gremiums.
Der Beirat hat in vielen Familienunternehmen die Aufgabe, der Geschäftsführung bei strategischen Entscheidungen als Sparringspartner zur Seite zu stehen. Er unterstützt das Unternehmen nicht nur mit seiner Expertise, sondern gibt auch Impulse für die langfristige Unternehmensentwicklung. Zudem fungiert er oft als unabhängiger Kontrolleur, der die Bestellung und Abberufung der Geschäftsführung überwacht. Dies ist vor allem in Krisenzeiten von großer Bedeutung, wenn dieses Gremium unter Umständen auch selbst die Führung übernimmt oder entscheidende Weichenstellungen im Interesse des Unternehmens vornimmt.
Ein Beirat ist jedoch nicht nur ein Kontrollorgan. Seine Beratungsfunktion kann der Geschäftsführung helfen, strategisch kluge und zukunftsweisende Entscheidungen zu treffen. Laut der PwC/INTES-Studie sind 86 Prozent der Familienunternehmen, die einen Beirat eingerichtet haben, der Meinung, dass dieser einen wichtigen Beitrag zum Erfolg ihres Unternehmens leistet.
Trotz der positiven Rückmeldungen gibt es auch Schwächen, die in der Praxis häufig auftreten. Viele Beiräte verfügen nicht über das notwendige Wissen, um die Unternehmen in den zentralen Zukunftsfragen zu unterstützen. Ein Grund dafür ist die homogene Zusammensetzung der Ausschüsse. Die Studie zeigt, dass viele Beiratsmitglieder noch zu alt und wenig divers sind: In 46 Prozent der Unternehmen sind die Mitglieder über 70 Jahre alt, und es gibt keine Altersgrenzen oder klar definierte Amtszeiten, die eine regelmäßige Erneuerung des Gremiums gewährleisten würden. Der Median des Beiratsalters liegt bei 69 Jahren.
Darüber hinaus fehlen oft die dringend benötigten Kompetenzen in zukunftsweisenden Bereichen wie Künstliche Intelligenz (KI), IT-Sicherheit und moderne Personalarbeit. In einer Zeit, in der technologische und gesellschaftliche Umbrüche rapide voranschreiten, müssen Beiräte jedoch in der Lage sein, solche Herausforderungen zu verstehen und zu bewältigen. Trotzdem zeigt die Studie, dass nur 43 Prozent der Familienunternehmen ihren Beiräten regelmäßige Weiterbildungsmaßnahmen anbieten, was angesichts der dynamischen Entwicklungen in vielen Branchen ein erhebliches Risiko darstellt.
Hier setzt die INTES Akademie, als eine der führenden Weiterbildungs- und Beratungsanbieter für Familienunternehmen im deutschsprachigen Raum an. Das Thema bildet einen Schwerpunkt und reicht von der Beiratseinrichtung, über die Vermittlung und Weiterbildung, bis hin zu Netzwerktreffen.
Eine positive Entwicklung lässt sich dennoch in Bezug auf die breite Fächerung der Kompetenzen feststellen. Während früher kaufmännisches Wissen und strategisches Know-how dominierten, hat sich das Kompetenzspektrum der Beiräte in den letzten Jahren erweitert. Heute verfügen 88 Prozent von ihnen über kaufmännisches und 80 Prozent über strategisches Wissen. Gleichzeitig ist das Fachwissen in Bereichen wie Produktion und Marketing zwar noch stark vertreten (56 Prozent und 49 Prozent), hat jedoch an Bedeutung verloren, während Kenntnisse in Digitalisierung, Restrukturierung und internationaler Expertise an Gewicht gewinnen.
Dies zeigt, dass sich die Beiräte zwar an die veränderten Anforderungen der Wirtschaft anpassen, jedoch in vielen Fällen noch ein weiter Weg vor ihnen liegt. Auch hier möchten wir auf das Seminarangebot der INTES hinweisen, welches mit über 60 Schulungsangeboten pro Jahr, nicht nur NextGen, Inhaber und Führungskräfte weiterbildet, sondern auch an (angehende) Beiräte Kenntnisse vermittelt.
Ein weiterer wichtiger Aspekt, der in der Studie beleuchtet wird, ist die Beteiligung der Familie im Rat. In 75 Prozent der untersuchten Unternehmen sind Gesellschafter und Familienmitglieder im Beirat vertreten, was durchaus sinnvoll ist, um die Interessen der Familie zu wahren und den Charakter des Familienunternehmens zu erhalten. In 70 Prozent der Geschäftsführungen sind ebenfalls Familienmitglieder involviert. Problematisch wird es jedoch, wenn sich diese Rollen überschneiden: In 41 Prozent der Unternehmen sitzen Familienmitglieder sowohl im Gremium als auch in der Geschäftsführung. Das birgt ein erhebliches Konfliktpotenzial, insbesondere wenn die Familie sich selbst kontrollieren muss.
Um solchen Konflikten vorzubeugen, setzen immer mehr Familienunternehmen auf professionelle Strukturen. Dennoch haben 56 Prozent der befragten Unternehmen noch keine Familienverfassung, die die Inhaberstrategie klar festlegt. Ohne eine solche Kodifizierung fällt es den Beiräten – insbesondere familienfremden Mitgliedern – schwer, die Geschäftsführung im Sinne der Inhaberfamilie zu beraten und zu kontrollieren.
Viele Unternehmen haben erkannt, dass sie ihren Beirat neu besetzen müssen, um die zukünftigen Herausforderungen zu meistern. 62 Prozent der befragten Unternehmen planen, in den nächsten Jahren neue Beiratsmitglieder zu rekrutieren. Dabei liegt der Fokus auf der Verjüngung des Gremiums (70 Prozent) sowie auf der Erweiterung der Kompetenzen (69 Prozent). Besonders gefragt sind dabei Expertise in den Bereichen Digitalisierung und KI (56 Prozent). Auch internationale Erfahrung und Kenntnisse in Forschung und Entwicklung stehen auf der Wunschliste vieler Unternehmen. Erstaunlich ist jedoch, dass HR-Kompetenzen – trotz Fachkräftemangels und großer Herausforderungen in der Personalentwicklung – nicht im Vordergrund stehen.
Ein weiteres Problem besteht darin, dass viele Unternehmen ihre neuen Ratsmitglieder vorwiegend aus dem eigenen Netzwerk rekrutieren. 79 Prozent verlassen sich bei der Suche nach neuen Mitgliedern auf persönliche Kontakte, während nur 40 Prozent externe Dienstleister einbeziehen. Doch gerade für den Aufbau eines zukunftsfähigen Ausschusses sind frische Perspektiven und innovative Denkansätze wichtig, die oft nur von außen kommen.
Die Auswahl neuer Beiratsmitglieder sollte professionell und strukturiert erfolgen. Dennoch verfügen nur 20 Prozent der befragten Familienunternehmen über standardisierte Prozesse zur Auswahl ihrer Beiräte. In vielen Fällen gibt es weder klare Anforderungsprofile noch objektive Auswahlkriterien. Während die fachliche Qualifikation bei der Rekrutierung externer Gremienmitglieder an erster Stelle steht, werden Familienmitglieder oft aufgrund ihrer Zugehörigkeit zur Inhaberfamilie in den Ausschuss berufen – 63 Prozent der familieninternen Beiratsmitglieder werden primär wegen ihrer Familienzugehörigkeit ausgewählt.
Die Vergütung der Beiräte spiegelt ebenfalls nicht immer die gestiegenen Anforderungen wider. Ein Drittel der Unternehmen honoriert Beiräte mit weniger als 10.000 Euro pro Jahr, während die meisten zwischen 10.000 und 20.000 Euro für eine einfache Beiratstätigkeit zahlen. Angesichts des hohen Zeitaufwands und der gestiegenen Anforderungen ist dies oft unzureichend.
Die regelmäßige Bewertung der Beiratsarbeit ist ein entscheidender Schritt, um die Effektivität des Gremiums sicherzustellen. Dennoch haben 50 Prozent der Familienunternehmen keinen institutionalisierten Prozess zur Evaluation der Beiratsarbeit. Ohne eine solche systematische Bewertung bleiben Schwachstellen unerkannt, und der Beitrag des Rats zum Unternehmenserfolg wird nicht ausreichend reflektiert. Eine regelmäßige und objektive Überprüfung der Beiratsarbeit sollte daher Standard in jedem Unternehmen sein, das langfristig erfolgreich sein will.
Familienunternehmen haben in den letzten Jahren erkannt, wie wichtig es ist, ihren Beirat professionell aufzustellen.
Die gute Nachricht: Viele Unternehmen sind auf einem guten Weg, ihre Beiräte mit neuen Kompetenzen und frischen Perspektiven zu besetzen.
Die schlechte Nachricht: In vielen Fällen fehlt es noch an Professionalität und klaren Strukturen bei der Rekrutierung und Weiterentwicklung der Beiräte. Damit ein Gremiun langfristig zum Erfolg eines Familienunternehmens beitragen kann, sollten folgende Maßnahmen ergriffen werden:
Letztlich kann ein professionell aufgestellter Beirat einen erheblichen Mehrwert für Familienunternehmen bieten, indem er nicht nur die Inhaberfamilie unterstützt, sondern auch als strategischer Impulsgeber und Sparringspartner für die Geschäftsführung fungiert. Durch eine gezielte Professionalisierung und eine kluge Besetzung des Gremiums können Familienunternehmen langfristig erfolgreich sein und den Herausforderungen der Zukunft mit Zuversicht entgegensehen.
Hören Sie gerne in die Podcast Episode zum Thema „Was Mittelständische Beiräte jetzt brauchen“ mit Uwe Rittmann rein. Er ist Leiter Familienunternehmen und Mittelstand bei PwC und war zu Gast bei Thorsten Giersch im Podcast „Mittelstand Reloaded“.
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