
19.05.2025 - Allgemein
Nicholas Delkeskamp (30) hat 2021 die Nachfolge im Familienunternehmen DELKESKAMP angetreten, als alle Krisen zusammenkamen. Er würde es wieder so machen. In drei freien Tagen, allein mit einem Buch in einem Park, hat Nicholas Delkeskamp das gemacht, wofür andere Jahre brauchen. Er hat sich entschieden, die Nachfolge im gleichnamigen Familienunternehmen zu übernehmen.
Nicholas Delkeskamp (30) hat 2021 die Nachfolge im Familienunternehmen DELKESKAMP angetreten, als alle Krisen zusammenkamen. Er würde es wieder so machen.
In drei freien Tagen, allein mit einem Buch in einem Park, hat Nicholas Delkeskamp das gemacht, wofür andere Jahre brauchen. Er hat sich entschieden, die Nachfolge im gleichnamigen Familienunternehmen zu übernehmen. Das war im Jahr 2020, in dem Jahr, in dem die Corona-Pandemie, Lieferkettenprobleme und die Energiekrise starteten. 2022 kam der Ukraine-Krieg noch dazu. Wer in dieser Gemengelage, erst recht in einer energieintensiven Branche, das Steuer übernimmt, der muss das wirklich wollen.
Nicholas Delkeskamp wollte. Und seit dem 1. Januar 2023 führt er nun als geschäftsführender Gesellschafter (CEO) in fünfter Generation das 127 Jahre alte Familienunternehmen DELKESKAMP gemeinsam mit Geschäftsführer (CFO/COO) Felix Levold (54).
Das ist nicht selbstverständlich. Sein Vater Stefan Delkeskamp führte das Unternehmen bis dahin 25 Jahre allein, weiß alles über die Firma, kennt jeden, ist eine lokale Größe. Enorme Fußstapfen also. „Mein Vater hat mir die Entscheidung aber überlassen. Auf Familienfesten wie Weihnachten und Ostern kam das Thema natürlich immer mal wieder auf den Tisch“, berichtet der Sohn.
2020 bat der Vater um eine klare Entscheidung, verbunden mit dem Angebot, zwei Jahre mitzuarbeiten und dann eine endgültige Entscheidung zu fällen. Ein Nein wäre absolut okay gewesen. Nicholas’ anderthalb Jahre älterer Bruder kam ebenfalls für eine Nachfolge infrage, hat aber – vorerst – abgewunken. Sollte er sich anders entscheiden, steht die Tür offen.
Auch Nicholas Delkeskamp – mit der Region sehr verbunden, Mitglied bei der Freiwilligen Feuerwehr Nortrup und im Sportverein – hatte als junger Mensch erst eine andere Idee: „Das Menschliche ist mir sehr wichtig. Ich wollte eigentlich Psychologie studieren.“ Damit liegt er im Trend. Immer mehr Töchter und Söhne von Unternehmern machen Karriere außerhalb des Familienunternehmens – oder sie gehen dort in den Aufsichtsrat oder Beirat.
Doch Nicholas Delkeskamp entschied sich anders, studierte Betriebswirtschaftslehre in Deutschland und Kanada. „Danach wollte ich erst einmal selbst was machen. Fast fünf Jahre war ich in der Berliner Start-up-Welt unterwegs, verantwortete zuletzt Bereiche von 20 bis 25 Personen.“ Er erlebte den Aufstieg und die Ernüchterung der so selbstbewussten Gründerszene. „Sie hat in den vergangenen Jahren tiefe Einschläge erlitten. Venture Capital ist nicht mehr so investierfreudig. Dazu kam die Bankenkrise in den USA. Die Silicon Valley Bank ist zum Beispiel die Hausbank unzähliger US-Start-ups. Die Effekte kamen auch bei uns in Europa an.“ War die Zeit also reif für den Umzug von Berlin nach Nortrup im Landkreis Osnabrück?
„Ich wusste, den perfekten Moment für einen Einstieg gibt es nicht. Aber nach vier Jahren Start-up war 2020 der Punkt erreicht, an dem ich mich für drei Tage zurückzog, um alle Optionen einer Nachfolge und deren Auswirkungen auf mich und meine Frau zu bedenken.“ Nicholas Delkeskamp ist mit der Kanadierin Lauren verheiratet. Sie ist selbst Managing Director eines Start-ups. Die Pros und Contras wogen sie gemeinsam ab. Das bedeutete ihm viel. Die beiden schaffen, was nicht vielen gelingt, aber für Unternehmerfamilien oft existenziell ist. „Bis zu diesem Zeitpunkt hatten wir 24/7 aufs Beste zusammengearbeitet und zusammengelebt. Die räumliche Trennung fiel uns schwer.“
Zum 1. Januar 2021 trat er in das väterliche Verpackungsunternehmen ein. Im September 2021 übernahm er die Leitung des Geschäftsfeldes Schaumstoff mit 45 Personen. Im Februar 2022 brach der Krieg in der Ukraine aus. „Die Nachfolge in Krisenzeiten war nicht die Einfachste. Aber ich konnte viel lernen. Wir mussten einen langjährigen Geschäftsbereich schließen und die übrigen Bereiche neu strukturieren und ausrichten.“ Das sei nötig gewesen, um nicht die gesamte Delkeskamp-Unternehmensgruppe zu gefährden.
Für den jungen Kaufmann stimmte das Timing dennoch: „Für die Mitarbeitenden war die Tatsache, dass gerade jetzt die nächste Generation ins Unternehmen eintrat, sehr positiv.“ Das Signal habe Hoffnung, Zuversicht und Energie in die Neupositionierung gebracht.
Trotzdem sei der Wechsel vom Start-up zum Familienunternehmen anders gelaufen als geplant. „Ich konnte viel Wissen und Ideen aus der Start-up-Welt transferieren, aber nicht ganz so schnell wie gedacht.“
Sein Vater Stefan Delkeskamp wechselte als Vorsitzender in den neu gegründeten Aufsichtsrat des Unternehmens. Jetzt schaut er als oberster Kontrolleur dem Sohn und seinem Mitgeschäftsführer über die Schultern. Wie fühlt sich das an? „Unsere Aufgaben sind klar getrennt. Mein Vater hält sich aus dem operativen Geschäft raus, aber ich kann ihn jederzeit alles fragen. Bislang gab es noch keine wirklichen Reibungspunkte.“
Auch als geschäftsführender Gesellschafter entscheidet der Sohn nicht ganz allein. „Felix Levold und ich ergänzen uns gut und ich kann mich auf ihn verlassen. Er bringt die nötige Erfahrung mit, um Stabilität in das Unternehmen zu tragen, während ich meine Energie auch darauf fokussieren kann, wie wir das Unternehmen mit neuen Ideen für die Zukunft richtig aufstellen.“
Jetzt wird neu organisiert. „Früher trafen sich bis zu 22 Führungskräfte in einer klassischen Stabsstruktur zweimal im Jahr. Fast alle Entscheidungen gingen durch die Geschäftsleitung und die Führungskräfte sprachen zum Teil nicht regelmäßig miteinander.“ Ein Graus für einen Start-up-Erprobten. „Jetzt sind die Abteilungen nach Geschäftsbereichen aufgeteilt, in denen schneller und öfter kommuniziert wird. Zudem gibt es zwischen der Geschäftsführung und dem Führungskreis keine Geschäftsleitung mehr und der gesamte Führungskreis besteht nur noch aus neun Personen“, erklärt Nicholas Delkeskamp.
Mit ihm muss sich in Nortrup der erste Vertreter der Generation Z als geschäftsführender Gesellschafter durchsetzen – einer Generation, von der es heißt, ihre Hingabe an den Beruf sei signifikant geringer als die der Eltern. Und man kann es – gerade bei Unternehmerkindern – verstehen. Wer von klein an damit groß wurde, dass fast immer erst die Firma und dann die Familie kommt, wer erlebt hat, was wirtschaftliche Hängepartien für ein Privatvermögen bedeuten können – der hat gute Gründe, anders leben zu wollen.
Nicholas Delkeskamp sieht das seinem Naturell entsprechend eher nüchtern. „Unterm Strich geht es um körperliche und mentale Gesundheit. Es ist wichtig, darüber offen zu sprechen und als Unternehmen Mitarbeitende körperlich, aber vor allem auch mental zu unterstützen.“
Jede Person sei anders und könne unter anderen Arbeitsbedingungen trotzdem das Beste für die Firma geben. „Wichtig ist, dass man für sich selbst erkennt: In welchen Umgebungen kann ich mich konzentrieren und gute Arbeit leisten?“ Aber an eine Vier-Tage-Woche mit gleicher Leistung zum gleichen Gehalt, daran glaubt er nicht. „Wir haben massiven Arbeitskräftemangel und die Babyboomer gehen jetzt in Rente. Das ist doch logisch gar nicht machbar. Wer soll die ganze Arbeit ausführen? Automatisierung und Digitalisierung, selbst mit Zuwanderung, können das allein nicht auffangen.“
Welchen Rat gibt er Töchtern und Söhnen vor der Nachfolge-Entscheidung? „Die wichtigste Frage ist: Warum will ich das Familienunternehmen übernehmen? Will ich nur dabei sein, will ich die Geschäfte führen oder dem Unternehmen nur als Gesellschafter zur Seite stehen? Es muss ja nicht immer gleich die Geschäftsführung sein oder gar nichts.“ Zudem müsse man seinen Führungskräften vertrauen, aber auch die Fähigkeit besitzen, alle Abläufe im Unternehmen weit genug zu verstehen, um das große Ganze nicht aus dem Auge zu verlieren.
Im Oktober wird sich Nicholas Delkeskamps Blick aufs Leben nochmal erweitern. Seine Frau Lauren und er werden zum ersten Mal Eltern. „Die sechste Generation ist auf dem Weg“, erzählt er und eine kleine Portion Stolz schwingt mit.
19.05.2025 - Allgemein
30.04.2025 - Blogartikel, Lesetipps, Strategie & Unternehmensführung
24.04.2025 - Allgemein
Wir bedanken uns für ein Vierteljahrhundert Vertrauen.
Anlässlich unseres Jubiläums bieten wir Ihnen ein Special an und schenken Ihnen 25% auf 100% Inspiration.
Das Special gilt für alle Neuanmeldungen und auf unser gesamtes Veranstaltungsprogramm bis zum 30. Juni 2024. Es ist nicht mit anderen Aktionen kombinierbar. Fügen Sie dazu einfach bei der Anmeldung „INTES wird 25“ in das Bemerkungsfeld ein.